(08.11.2015) Unter diesem Motto wurde mit einer geistlichen Andacht und Chormusik an die Geschehnisse der Reichspogromnacht 1938 erinnert und derer gedacht, die im örtlichen KZ zu Tode gekommen sind.
Als Gastmitglied im lokalen Arbeitskreis christlicher Kirchen (ACK) ist die Neuapostolische Kirche ein Teil des Gemeinwesens der Stadt Leonberg. Sie sieht sich aber nicht nur dem Rückblick und Gedenken an die Vergangenheit verpflichtet. Vielmehr will sie aufzeigen, dass es in die heutige Zeit hineinpasst, dass eine enge Orientierung am Evangelium Jesu Christi und den darin verankerten christlichen Grundwerten die wertvolle Basis eines friedevollen gemeinschaftlichen Zusammenlebens aller Menschen darstellt.
Die gemeinsam mit der KZ- Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. durchgeführte Veranstaltung wurde vom Chor der neuapostolischen Kirchengemeinde Leonberg mit dem hebräischen Kanon „shalom chaverim, shalom chaverot“ („Lebt wohl liebe Freude, lebt wohl. Lasst Frieden sein. Auf Wiedersehen, lasst Frieden sein“, so eine Übersetzung) eröffnet.
Achtstimmig musikalisch und stimmungsvoll gekonnt vorgetragen verfehlte der Auftakt sein Wirkung nicht – er führte die Besucher gleich emotional mitten hinein in das Geschehen der damaligen Zeit.
Die Begrüßungsansprache durch Priester Jürgen Jakob beschrieb in groben Zügen die Geschehnisse und Verhältnisse im KZ Leonberg. „Wir können nichts ungeschehen machen, aber wir alle sind dafür verantwortlich, was aus dieser Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft wird“, so seine Ausführungen. Diesem Gedanken, der in Teilen auch Leitsatz der KZ- Gedenkstätteninitiative ist, sieht sich auch die Kirchengemeinde Christen verpflichtet.
Damit sprach er aktuell die Not in Vertreibung und Flucht an und erinnerte an die eigene Verantwortung aus Geschichte zu lernen und Barmherzigkeit zu üben.
Eine Schweigeminute für die Verstorbenen beendete die Ansprache.
„Hier ist Müh morgens früh und des abends spät …“ Frau Irmtraud Klein als Vertreterin der KZ- Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. begann Ihren Vortrag mit dem Zitat aus dem Chorvortrag und den Gedanken aus der Ansprache. Sie berichtete ausführlich von der Historie und den nur schwerlich vorstellbaren Arbeits- Lebensbedingungen der im KZ Leonberg Inhaftierten. Besonders berührt hat viel Besucher, dass die Menschen keine Namen besaßen und sich nur noch anhand ihrer in die Haut tätowierte Nummer kannten. Weitere Kurzberichte aus persönlichen Beziehungen zu Überlebenden machten ihren gesamten Vortrag ehrlich und authentisch.
Die Andacht von Hirte Dirk Zeidlewicz wurde durch das bekannte Lied Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten treu und still umgeben“ eingeleitet.
Sie wurde von dem in den Vorträgen genannten Gedanken bestimmt, dass Menschen mit den Namenstafeln der Gedenkstätte ihren Namen und Persönlichkeit wieder erhielten. Er wies darauf hin, dass Gott alle Menschen mit Namen kennt und sie bei ihm stets bekannt sind. Bei ihm ist keine Seele vergessen. Er beendete die Andacht mit einem herzlichen Fürbitt- Gebet.
Danach bestand die Möglichkeit zur eigenständigen Besichtigung der KZ- Gedenkstätte und Frau Irmtraud Klein beantwortete noch viele Fragen. (JJ)
Weitere Informationen zur KZ-Gedenkstätte sind unter:
http://www.kz-gedenkstaette-leonberg.de einsehbar.