(12.10.2014) Eine so noch nie dagewesene Würdigung der historischen „Königin der Instrumente“ in Stuttgart-Süd kündigte Gemeindevorsteher Gerd Haug in seiner Begrüßung am Sonntagabend den gut 200 Konzertbesuchern an. Musik von Barock bis Moderne erklang unter den Händen und Füßen der sechs Organisten (s. auch Programmheft). Joachim Niebel eröffnete kraftvoll mit Fanstasia g-moll von J.S. Bach.
Im Pedal war denn auch gleich die schöne Trompete 8“ deutlich zu hören. In Max Regers Benedictus beeindruckte der weiche Klang der Register des Schwellwerks – unschwer konnte man erahnen, wie dieser begnadete Komponist Segen ausdrücken wollte. Klaus Michael Fruth spielte die Sonate Nr. 4 d-moll von Alexandre Guilmant, einem der größten Orgelkomponisten des 19. Jahrhunderts und an diesem Abend einer der beiden Vertreter der so berühmten französischen Orgelromantik. Schwungvoll, tänzerische Musik, Zwiesprache zwischen den Registern, sonore Zungenklänge, bis im Finale das Thema mehrmals variiert erklingt, sich nochmals „ins Schwellwerk zurückzieht“, um dann in vollem Klang den Kirchenraum einzunehmen. Aus F. Schmidts Präludium und Fuge D-Dur, gespielt von Björn Sikler, wurde das Präludium mit seiner Zigeuneragogik und seinen vollgriffigen Akkorden auch für das Halleluja aus dem Oratorium „Das Buch mit den sieben Siegeln“ verwendet. Die Fuge beginnt im warmen Flötenklang und endet in einer Engführung, die choralartig im Tutti endet. Noch ein zweites Mal erklang die technisch anspruchsvolle, aber gleichzeitig so emotionale Musik von Alexandre Guilmant: Sonate Nr. 2 D-Dur dargeboten von Volker Ackermann. Das Larghetto bietet dem Zuhörer eine kleine musikalische Mediation an, bevor im furiosen Allegro u.a. die Oboe8“ sowie die Zungenregister Trompete 8“, Schalmei 4“ zu hören waren.
Schließlich eine bezaubernde Einlage: Das Flötenkonzert für Orgel in F-Dur von C.H. Rinck. Im ersten Manual erklingt –filigran - die Holzflöte als Solist, im zweiten Manual sitzt in den Händen von Andreas Scheufler das Orchester. Auch Felix M endelssohn-Bartholdy darf nicht fehlen. Seine Sonate Nr. 4 B-Dur ist vor allem durch das Andante religioso sehr bekannt. An diesem Abend verschafft Herr Scheufler mit seinem gefühlvollen Spiel im Publikum Gänsehaut und fordert im Allegretto und Allegro dem Instrument eine Feuerwerk von Tönen ab. Ulrich Zimmerle spielte – virtuos vorgetragen -das jüngste Musikstück: Prélude in Classic Style von Gordon Young - fröhlich jubilierende Musik. Danach kommen drei sehr beeindruckende und selten gespielte Kompositionen zur Choralmelodie „Nun danket alle Gott“ von R. Palme, J.E. Rembt und P. Manz zum Vortrag. Die Choralmelodie erklingt im Pedal, aber auch in der linken und rechten Hand. Abschließend und erneut in festlichem Klang lässt Ulrich Zimmerle die Toccata pour Grand Orgue von G. Bélier erklingen. Es war fast zwingend, dass das Konzert virtuos, mit Doppelpedalspiel und vollem Klang enden musste. Waren tatsächlich fast zwei Stunden vergangen? Viele begeisterte Gespräche beim Stehempfang schlossen sich an. (MS/BS)