Am Karfreitag, dem 3.April 2015, fand in unserer voll besetzten Kirche Ditzingen eine Veranstaltung statt, bei der Kammerchor und Instrumentalisten der Neuapostolischen Kirche Stuttgart unter der Leitung von Jens Paulus musizierten.
Zwischen den einzelnen Werken waren Lesungen aus dem Johannesevangelium eingeschoben; Musik und Bibeltexte bildeten so eine wirkungsvolle Einheit. Der Vorsteher der Gemeinde, Hirte Dürholz, führte nach dem Gebet in die Veranstaltung mit einer Ansprache über die Bedeutung des Karfreitags ein. Nach dem Schlussgebet sangen alle Versammelten drei Strophen aus dem Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“( NGB 43) Jens Paulus hat die instrumentale Einleitung zu diesem Lied geschrieben - soweit nun der Überblick.
Im Mittelpunkt der Chorwerke standen Choräle aus der Johannespassion von J. S. Bach. Hier konnte man die Vielfältigkeit hinsichtlich Satztechnik und Ausdrucksgehalt bewundern. Sehr einfühlsam wurden sie von den Instrumentalisten begleitet. J. Paulus gelang mit dem intonationssicher und homogen singenden Chor eine ausdrucksstarke, im Tempo angemessene Interpretation, die ihm ein besonderes Anliegen ist.
Weitere Chorwerke alter Meister waren von Johann Crüger (Jesus, deine Passion) und Johann Kuhnau (Tristis est anima mea). Johann Crüger war Kantor an der St. Nicolaikirche in Berlin und hatte für seine zahlreichen Kirchenmelodien Texte von Paul Gerhardt und anderen Dichtern verwendet, die auch in unserem GB zu finden sind. Johann Kuhnau war Thomaskantor in Leipzig. Nach dessen Tod trat J. S. Bach die Nachfolge an, weil Telemann, Fasch und Graupner abgesagt hatten – ein Glück für die Musikgeschichte.
Aus dem Oboenkonzert von B. Marcello erklangen der erste und zweite Satz. Die Oboe mit ihrem runden, tragenden Klang wurde dezent von den Instrumentalisten begleitet.
Der Chor sang aber auch Werke von zeitgenössischen Komponisten, wie Martin Göttsche (Wir gehn hinauf nach Jerusalem), seit 2013 als Titularorganist an der Erlöserkirche in Jerusalem, und Carsten Borkowski (Horch, die Stimme ew‘ger Liebe), der in der NAK tätig ist.
Ein besonderer Höhepunkt war die unter dem Originaltitel „Immortal Bach“ veröffentlichte Bearbeitung des Bach-Chorals „Komm, süßer Tod“ des norwegischen Komponisten Knut Nystedt, der im Dezember 2014 im Alter von 99 Jahren gestorben ist. Gemäß den Anweisungen des Komponisten wird der Choral zunächst im Original gesungen; im weiteren Verlauf des Werkes bestimmt jede Sängerin, jeder Sänger in einem vorgegebenen Zeitmaß die gleichmäßigen Tonlängen seiner Melodie selbst. An bestimmten Haltepunkten kommt es allmählich wieder zur Akkordbildung. Durch die sich aufbauende Clusterbildung wird der Zuhörer von sich stetig wandelnden Klangwolken umgeben.
Dieses Konzert wurde ergänzt durch Schrift- und Kreuzbilder unter dem Thema „Leiden-Sterben-Auferstehung“ der bildenden Künstlerin Heidemarie Fruth.
Im Kreuzweg ist auf den 14 Bildern jeweils ein Teil des Kreuzes zu sehen. Auch die Bibelzitate auf den Schriftbildern sind in Kreuzform angeordnet und können bei meditativer Betrachtung zu neuen Aussagen verbunden werden.
Das Kreuz Jesu Christi als zentrales Thema der christlichen Ikonografie und wichtigste Darstellung innerhalb der Passion wurde in Öl auf Leinwandbildern und in Plexiglasarbeiten gezeigt, die in die moderne Architektur der Kirche gut integriert waren.
Dieser Abend, der uns mit Wort, Klang und Bild die Passionsgeschichte nahebrachte, war sehr beeindruckend. (KMF)