Am 31.10.15 traf sich die Jugend von unserem Bezirk Stuttgart/Leonberg getroffen, um sich für den Gottesdienst zum Gedächtnis der Entschlafenen vorzubereiten.
Volker Servay, Glaubensbruder und Nachkomme der Waldenser, hat uns zu diesem Anlass durch Perouse geführt.
Zuerst hörten wir in der Aussegnungshalle am Friedhof von der Entstehung des Ortes Perouse. Vor der Aussegnungshalle steht ein Gedenkstein, anlässlich „300 Jahre Perouse“, er symbolisiert eine Kerze mit der Inschrift „LUX LUCET IN TENEBRIS“. (Das Licht leuchtet in der Finsternis. Johannes 1,5).
Perouse wurde im Jahr 1699 am östlichen Rand der Markung Heimsheim von 242 waldensischen Glaubensflüchtlingen gegründet. Ihre Siedlung benannten sie nach ihrem Heimatort Pèrouse (heute Perosa Argentinia in Italien). Ihre deutschen Nachbarn, hier die Heimsheimer, waren von den Glaubensflüchtlingen nicht begeistert, mussten die Waldenser allerdings akzeptieren, weil Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg entschieden hatte, Waldenserflüchtlinge in seinem Land aufzunehmen. Die Waldenser mussten an den Rand Heimsheims, wo es kein Wasser gab und der Boden schlecht war, bauten sich jedoch Hütten und passten sich immer weiter an. 1839 kauften die Perouser der Stadt Heimsheim die Markungsrechte ab und wurden dadurch als Gemeinde selbstständig. In einem Verzeichnis von 1699/1700 sind einige der noch heute ansässigen französisch klingenden Familiennamen von Perouse erwähnt, wie z.B. Baral, Baret, Charrier, Mouris, Servay, Simondet und Vinçon.
Weiter ging es zum Schulhaus Perouse (1951-1973 Schulbetrieb) und zum Alten Waldenserhaus / später Armenhaus. Danach versammelten wir uns vor dem ältesten Gasthaus von Perouse, dem Gausthaus Ochsen und liefen anschließend weiter, vorbei an dem Wappen von Perosa Argentina zum ehemaligen Gasthaus Waldhorn.
Schließlich zum Henri-Arnaud-Brunnen, welcher zum 200-jährigen Jubiläum von Perouse im Jahr 1899 eingeweiht wurde. Henri Arnaud war der Anführer der „Glorreichen Rückkehr“ der Waldenser und organisierte die Ansiedlung der Waldenser nach Württemberg, Baden-Durlach und Hessen-Darmstadt. Es entstanden die Waldenserkolonien: Groß- und Klein-villar, Schönenberg, Pinache, Serres, Perouse, Neuhengstett, und Nordhausen, Palmbach und Untermuschelbach. Teilweise liefen wir auf dem historischen Rundgang von Perouse, der ein Teil vom gut beschilderten 1.800 km langen Hugenotten- und Waldenserpfad ist.
Weiter ging es über die Zehntscheuer schließlich zur Waldenserkirche, in welcher eine alte, französische Bibel liegt. Fasziniert las eine Jugendliche aus der Bibel vor und übersetzte so gut es ging.
1823 wurden die Waldenser in die Württembergische Evangelische Landeskirche integriert.
Zum Abschluss sang der Jugendchor zwei Lieder, betete zusammen und nahm sich vor, besonders für jene zu beten, die aufgrund ihres Glaubens ihr Leben lassen mussten.
Den Gottesdienst am nächsten Tag feierten ca. 80 Jugendliche und Jugendleiter am andern Tag gemeinsam mit der Gemeinde Leonberg. (LB)